Hallo Community,
ich bin neu hier, und suche Hilfe bei folgender Zielstellung:
Ich möchte die per LNB empfangenen Satellitensignale auf mobilen Geräten wahrnehmbar machen.
Meine bisherige Recherche hat mich zum SAT over IP Protokoll geführt. Die marktübliche Lösung ist offenbar
1) LNB
|
| Koax Kabel
V
2) Receiver mit SAT>IP server
|
| Ethernet RJ45
V
3) WLAN Router
|
| Funknetz
V
4) Mobiles Endgerät mit SAT>IP Client software
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Mich stört die Notwendigkeit eines externen WLAN Routers (3) und die Anbindung an ein vorhandenes Funknetz. Aus meiner Sicht sollte es problemlos möglich sein, diese Funktionen im Receiver zu integrieren. Dieser könnte als Router selbst ein eigenes Funknetz aufbauen, und die mobilen Endgeräte könnten sich direkt darin einloggen.
Daher meine Fragen:
A) Ist meine Annahme richtig, oder sprechen technische Gründe gegen eine WLAN Routerfunktion im Receiver?
B) Gibt es ggf. schon eine solche Lösung, welche ich bisher nicht finden konnte?
C) Falls nicht, welche Receiver würden sich dafür eignen (CPU Auslastung, Speicher, internes WLAN oder USB2-Stick)?
D) Besteht ggf. Interesse an einem solchen Projekt (Umsetzung oder Mitarbeit)?
Liebe Grüße
[edit-181225-08:30]
Lösungsweg (DM525Combo)
Zunächst habe ich mich von der Vorgabe SAT>IP getrennt. Die standard Übertragungsmethoden der Dreambox sind gleichwertig. Und ich habe meine Wortwahl präzisiert: gemeint war nicht die Funktion Wlan Router, sondern Access Point.
Zur Umsetzung eines vollwerigen Access Points ist ein DHCP Server erforderlich, (auch) meine Wahl: dnsmasq. Das Paket konnte nicht einfach installiert werden, weil es in den Quellen nicht verfügbar ist. Alternative Quellen wollte ich nicht suchen und prüfen. Ich habe mich für den Neubau entschieden.
Als Neuling möchte ich mich nicht tief einarbeiten, und so habe ich mich für eine Brute-Force Strategie entschieden. Ich bin den Anweisungen unter
http://wiki.blue-panel.com/ind…_kompilieren_unter_OE_2.5
zum Bau eines Images gefolgt. Die Befehle in Kurzform (zunächst ausgeführt auf einem Linux PC mit Internetanbindung)
sudo apt-get install git build-essential diffstat texi2html texinfo subversion chrpath cvs gawk gettext-lint autopoint gcc-multilib
git clone -b krogoth git://git.opendreambox.org/git/opendreambox.git
cd opendreambox
make update
echo MACHINE=dm520 > ./conf/make.conf
make image
Das habe ich dann über Nacht laufen lassen (ich weiß nicht ob das wirklich nötig war), es werden ca. 100 GB auf der Festplatte belegt. Anschließend habe ich das benötigte Paket erstellt
und es aus dem Ordner build/dm520/tmp-glibc/deploy/deb/mips32el dann auf die Dreambox kopiert, in einen neuerstellten Ordner /tmp/ap.
Die folgenden Operationen werden dann auf der Dreambox ausgeführt. Zunächst das neue Paket installieren
Anschließend die Konfigurationsdateien (neu erstellen oder überschreiben):
Parameter für DHCP server (dnsmasq)
port=0
interface=wlan0
no-dhcp-interface=eth0
dhcp-range=interface:wlan0,10.0.1.20,10.0.1.30,12h
Netz-Konfiguration für den Access Point (wpa_supplicant)
network={
ssid="dm525"
mode=2
key_mgmt=WPA-PSK
psk="BueckDichFee-WunschIstWunsch"
frequency=2437 # od. 2412 2417 ... 2467 2472 (Ch. 1-13)
}
Startskript (systemd)
[Unit]
Description=wpa_supplicant IEEE 802.11 Access Point
After=network.target
Before=dnsmasq.service
Wants=dnsmasq.service
[Service]
Type=simple
ExecStartPre=/sbin/ifconfig wlan0 10.0.1.1 netmask 255.255.255.0
ExecStart=/usr/sbin/wpa_supplicant -iwlan0 -c/etc/wpa_ap.conf
[Install]
WantedBy=multi-user.target
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Abschließend werden die Startskripte aktiviert und das System neu gestartet
Nach dem Reboot ist ein neuer Wlan Access Point mit dem Namen (SSID) "dm525" verfügbar, mit welchem man sich in gewohnter Weise mit mobilen Endgeräten (z. B. Android) verbinden kann. Als Passwort ist das kürzeste Märchen der Welt vorgegeben, der Eintrag 'psk="..."' sollte noch individuell angepasst werden.
DreamDroid versagt bei der Autokonfiguration auf diesem Netz. Das Profil muss also manuell mit der Adresse der Dreambox erstellt werden (10.0.1.1). Unter dieser IP ist auch das Enigma Web-Interface im Browser verfügbar, also unter http://10.0.1.1.
Erfahrungen aus dem Betrieb
Die Bootdauer ist um ca. 2 Sekunden angestiegen (von 9,5 auf 11,6).
Das Wlan läuft -- bei hinreichendem Signalpegel -- ausgesprochen stabil und ruckelfrei, was (zumindest mich) wenig verwundert. Denn das Netz wird nicht von zusätzlichen Datenpaketen aus dem Heimnetz eines externen Routers belastet, sondern ist der Dreambox exklusiv verfügbar. Störungen treten nur auf, wenn ein benachbartes Funknetz den selben Kanal nutzt, und damit die Bandbreite reduziert.
Da die Bandbreite auf 54 Mb reduziert ist ("mode=g": 30 Mb sind für einen HD Stream ausreichend), wird eine gute Reichweite auch mit einfacher Antennentechnik erzielt.
Das Mininetz ermöglicht die Verbindung über ssh root@10.0.1.1, so dass einfache Konfigurationsaufgaben ohne Kabelnetz durchgeführt werden können. Ich empfehle die Verwendung eines Passwortes für root, weil auch ein WPA2 verschlüsseltes Wlan gehackt werden kann.
Der Access Point wird auch im Standby weiter betrieben, solange noch Clients angemeldet sind. So kann die Dreambox z. B. über DreamDroid auch wieder eingeschaltet werden. Zum Stromsparen verwende ich einen Schalter vor dem Netzteil der DreamBox, bzw. die Box wird schaltbar über 12V Boardnetz versorgt.
Das Streaming von m3u Quellen ist auf alten Android Versionen wenig unterstützt. Ich empfehle daher die Verwendung von DreamDroid (ab Android 4.0). Der Entwickler betrachtet die Streaming Funktion als experimentell. Sie ist vermutlich deshalb (noch) nicht besonders gut in das GUI eingebunden. So erfordert z. B. ein Kanalwechsel mehrere Schaltvorgänge (erst wechseln, dann streamen, ggf. wiederholen), oder der eingebaute Player vergisst beim Kanalwechsel die Einstellungen von Helligkeit und Lautstärke, und muss ggf. immer wieder neu konfiguriert werden. Wenn der Stream aber einmal eingerichtet ist, dann läuft die Übertragung stabil und mit guter Qualität.
Bedienung
Der AP lässt sich steuern mit den üblichen systemd Befehlen. Er wird aus der Bootsequenz entfernt durch
und entsprechend wieder eingebunden durch
Im laufenden Betrieb wird er gestoppt durch
und wieder gestartet durch
Zum jeweiligen Einschalten (laufender Betrieb oder Bootsequenz) ist natürlich eine weitere Verbindung zur Dreambox (z. B. Kabelnetzwerk) erforderlich.
Solange der AP abgeschaltet ist kann der Wlanstick in gewohnter Weise über das Enigma Interface konfiguriert werden, und so z. B. mit dem Heimnetz verbinden. Jedoch sollte während des AP Betriebs der Wlanstick im Enigma Interface abgeschaltet sein.
Die Bedienung ist nicht besonders komfortabel, und hier besteht viel Optimierungspotential. Ich werde dieses nicht erschließen, denn in meinem Fall läuft der AP immer mit.
Auch wäre es möglich den AP an das eth0 Interface zu "bridgen". Ich habe mich bewusst für die Insellösung entschieden (keine unerwünschte Überwachung über das Internet).
[/edit-181225-08:30]
[edit-181229-18:15]
Installationsskript (arch=mipsel)
Für alle, die das einmal selbst ausprobieren möchten, ergänze ich noch ein selbstextrahierendes Installationsskript, welches das benötigte Paket (dnsmasq_2.75-r0.0_mipsel.deb) enthält und die Konfiguration vornimmt. Im Forum ist die Dateiendung .sh für Uploads nicht vorgesehen. Also habe ich das Skript noch gezipped, um mit .gz ein erlaubtes Format hochzuladen.
Zur Vorbereitung muss der WLAN-Stick im Enigma-Interface erkannt werden (dann sind Treiber vorhanden), und sollte dort zunächst abgeschaltet werden (und bleiben). Außerdem muss er den Betrieb im AP Modus unterstützen (kann mit dem Kommando iw list überprüft werden).
Zur Installation wird die Datei aus dem Anhang auf die Dreambox kopiert (z. B. in den Ordner /root/) und dann entpack
Jetzt kann mit einem Editor die gewünschte Konfiguration angepasst werden, also z. B. SSID, Passwort, IP Adressen oder Kunkkanal (FREQ=) eingestellt werden (im Bereich High-level). Auch ist es möglich den Inhalt der Konfigurationsdateien anzupassen (im Bereich Mid-level, ggf. sind bash-Kenntnisse erforderlich). Danach wird die Installation durch Starten des Skripts vorgenommen (mit root Zugriffsrechten)
Im Erfolgsfall sieht die Bildschirmausgabe ungefähr folgendermaßen aus (hier Defaultkonfiguration)
# ./ap_install_mipsel.sh
*** wpa_supplicant IEEE 802.11 DHCP Access Point installer (arch=mipsel)
* extracting:
./dnsmasq_2.75-r0.0_mipsel.deb
installing dnsmasq (DHCP server)
Selecting previously unselected package dnsmasq.
(Reading database ... 13114 files and directories currently installed.)
Preparing to unpack dnsmasq_2.75-r0.0_mipsel.deb ...
Unpacking dnsmasq (2.75-r0.0) ...
Setting up dnsmasq (2.75-r0.0) ...
Synchronizing state of dnsmasq.service with SysV service script with /lib/systemd/systemd-sysv-install.
Executing: /lib/systemd/systemd-sysv-install enable dnsmasq
Adding system startup for /etc/init.d/dnsmasq.
Created symlink /etc/systemd/system/multi-user.target.wants/dnsmasq.service → /lib/systemd/system/dnsmasq.service.
* generating:
/etc/dnsmasq.conf
/etc/wpa_ap.conf
/etc/systemd/system/wpa_ap.service
/usr/local/bin/wpa_ap_remove
Created symlink /etc/systemd/system/multi-user.target.wants/wpa_ap.service → /etc/systemd/system/wpa_ap.service.
Synchronizing state of dnsmasq.service with SysV service script with /lib/systemd/systemd-sysv-install.
Executing: /lib/systemd/systemd-sysv-install enable dnsmasq
System startup links for /etc/init.d/dnsmasq already exist.
* finished: config files "wpa_ap" generated and activated with options
Interface=wlan0 SSID=dm525 Password=BueckDichFee-WunschIstWunsch
IP=10.0.1.1, DHCP=10.0.1.[20-30]
Frequency=2437 # od. 2412 2417 ... 2467 2472 (Ch. 1-13)
* info: in order to remove installation execute
wpa_ap_remove
*** success
Falls das Skript vor der Zeile * generating: stoppt ist vermutlich beim editieren etwas schief gegangen. Irgend eine automatische Funktion des Editors hat die anhängenden Daten verfälscht, und sie können nicht entpackt werden. (nano unbedingt mit den Optionen verwenden.)
Bei Erfolg sind dnsmasq Paket entpackt und installiert, sowie die Konfigurationsdateien erstellt. Der AP ist eingeschaltet und sofort betriebsbereit, was auch nach einem Reboot wieder der Fall sein sollte.
Zusätzlich wird ein Skript im Ordner /usr/local/bin/ erzeugt, welches bei Ausführung und nach Rückfrage die Installation wieder restlos entfernt. Dazu den Befehl (mit root Zugriffsrechten)
ausführen. Achtung: Wenn im Installationsskript die Variable NAME= verändert wird, dann sind die ersten sechs Zeichen im Befehl (wpa_ap) durch den angepaßten Namen ersetzt. (Also lautet z. B. bei NAME=1 der Befehl dann 1_remove.)
Ausgabe im Erfolgsfall
# wpa_ap_remove
*** Remove wpa_ap?
(yes/No): yes
* stop/disable services:
wpa_ap.service
Removed /etc/systemd/system/multi-user.target.wants/wpa_ap.service.
dnsmasq.service
Synchronizing state of dnsmasq.service with SysV service script with /lib/systemd/systemd-sysv-install.
Executing: /lib/systemd/systemd-sysv-install disable dnsmasq
update-rc.d: /etc/init.d/dnsmasq exists during rc.d purge (continuing)
Removing any system startup links for dnsmasq ...
/etc/rc0.d/K20dnsmasq
/etc/rc1.d/K20dnsmasq
/etc/rc2.d/S20dnsmasq
/etc/rc3.d/S20dnsmasq
/etc/rc4.d/S20dnsmasq
/etc/rc5.d/S20dnsmasq
/etc/rc6.d/K20dnsmasq
Removed /etc/systemd/system/multi-user.target.wants/dnsmasq.service.
* removing:
/etc/dnsmasq.conf
/etc/wpa_ap.conf
/etc/systemd/system/wpa_ap.service
/usr/local/bin/wpa_ap_remove
purge dnsmasq
(Reading database ... 13120 files and directories currently installed.)
Removing dnsmasq (2.75-r0.0) ...
Synchronizing state of dnsmasq.service with SysV service script with /lib/systemd/systemd-sysv-install.
Executing: /lib/systemd/systemd-sysv-install disable dnsmasq
update-rc.d: /etc/init.d/dnsmasq exists during rc.d purge (continuing)
Removing any system startup links for dnsmasq ...
Purging configuration files for dnsmasq (2.75-r0.0) ...
*** success
Viel Erfolg beim Erproben, Erfahrungsberichte sind willkommen.
[/edit-181229-18:15]
[edit-181231-13:30]
Nachtrag
Das Installationsskript wurde auf einer DM525 entwickelt und getestet. Darüber hinaus sollte es auf jeder Box mit OE 2.5 und mipsel-Architektur eingesetzt werden können. Gemäß den Angaben in der Entwicklungsumgebung sind das die Modelle
- DM 520
- DM 525
- DM 820 HD
- DM 7080 HD
- DM 900
- DM 920
Theoretisch ist es möglich auch andere Modelle gefahrlos zu testen, denn der Paketmanager dpkg prüft die Architektur bevor er installiert. Und wenn es nicht passt dann bricht das Installationsskript einfach ab. (Ungetestet -> ohne Gewähr)
Wer mehr als einen HD-Stream übertragen möchte, der sollte die Bandbreite des AP heraufsetzen. Dazu sind jedoch tiefgreifende Kenntnisse der wpa_supplicant Konfiguration notwendig (search 802.11n).
Fazit
- Die Dreambox Hardware (zumindest DM525) kann die Zusatzbelastung durch die AP Funktion stemmen.
- Die Reichweite des WLAN hängt maßgeblich von der Antennentechnik ab und kann sogar die des Heimnetzes übertreffen: beste Ergebnisse durch USB-Stick mit externer Antenne, angeschlossen über Verlängerungskabel (USB od. Antenne), Antenne dann optimal platziert.
- Das Funknetz ist der Dreambox exklusiv verfügbar und arbeitet daher stabiler als das Heimnetz, weil es nicht durch andere Geräte belastet wird.
- Zur Wiedergabe kann (neben Handy, Tablet oder PC) auch ein Fernseher verwendet werden, wenn dieser über WLAN verfügt und den Transport Stream der Dreambox wiedergeben kann (ggf. den TV Browser über das Enigma-Interface probieren).
- Die Überwachung des persönlichen Fernsehverhaltens ist nicht möglich weil keine Internetverbindung besteht (solange die Dreambox nicht über den Kabelnetzanschluss oder ein zweites WLAN mit dem Internet verbunden ist).
- Der Aufwand hat sich gelohnt.
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